Alte Computer gibt es viele, auch gibt es zahllose Gründe sich so einen zu besorgen und ihn wieder neues Leben einzuhauchen. Dieser Artikel soll dazu dienen ein paar Vorüberlegungen zu treffen, Tipps geben und vor allem Technik vorstellen, die vielleicht vor der aktiven Bastlerzeit waren.
Ursprünglich wurde der Artikel aufgesetzt, da ging es um klassische Rechner der Generationen 286 - 486, heute umfasst er Computer bis hoch zur Gigahertzgrenze. Der Grund? Auch diese Generation ist schon längst dort angekommen, wo der Bastler am liebsten kauft: Auf dem Elektroschrott. Im Forum haben schon manche Mitglieder berichtet das sie selbst Geräte mit über 2 GHz aus dem Müll gezogen haben. Meist nur mit kleinen Mängeln. Andererseits werden die ursprünglichen Klassiker dort immer seltener. Alle diese, inklusive 486er, wurden vor Jahren schon aussortiert und haben einen gewissen Seltenheitswert. Dies liegt auch daran das viele Hauptplatinen dieser Generation mit aufgelöteten Akkus ausgestattet waren, welche über die Jahre ausliefen und die Leiterbahnen auflösten.
Aber bevor wir zu solchen Details kommen, sollte man sich vorher überlegen, was man mit einem alten Computer machen will. Die Haupteinsatzziele könnte man so definieren:
- Arbeitsrechner für Oma: Ein altes Windows, altes Word und mit nen
Drucker hat Oma ne schöne Schreibmaschine
- Spielerechner: Die Klassiker von damals noch mal wieder spielen
- Museumsrechner: Ein Originalgetreuer Rechner mit passenden
Betriebssystem als Ausstellungsstück
- Kleinstserver
Der Siemens PCD-5T Ein klassischer Museumsrechner. Seine zwei Pentium Prozessoren sitzen auf einem proprietären Mainboard, der Ansatz von Aufrüstung ist damit im Keim erstickt. Der Rechner besitzt trotz zweier Prozessoren nicht annähernd Leistung für moderne Anwendungen. Auf dem NT werden manchmal alte Programme geschrieben. Meistens aus. |
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Mein "Mr. Backup" Aus alten Teilen zusammengebauter Rechner. Inzwischen etliche Generationen, fing mit Pentium 3 an und heute Pentium 4. |
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Der Siemens Scenic Pro M7 400 Ein Rechner zwischen allen Stühlen. Er ist mein erster selbst bezahlter Rechner, die Leistung reicht für heutige Aufgaben nicht mehr aus, Aufrüsten lässt er sich nur bedingt, verliert dann aber sein Charakter. Wechselt daher Betriebssysteme und Grafikkarten immer mal wieder. Mal Langsambrenner, mal Spielerechner, mal Internetradio. |
In älteren Ausgaben dieser Seite tauchte auch noch der Punkt Internetrechner auf. Heute fehlt er, warum? Das Internet ist deutlich anspruchsvoller geworden, viele Seiten sind voll von Flash, Javascript und Ajax. Dies zieht extreme Belastung gerade für ältere Rechner nach sich. Zudem gibt es, mit Opera als Ausnahme, nur noch für 2000/XP+ aktuelle Webbrowser, und selbst bei Win 2000 ist die Luft dünn geworden. Und ein aktuelles XP, selbst getunt, läuft zum Surfen erst ab über 800 MHz und mit gut 512 MB RAM ordentlich.
Aber auch die anderen Szenarien haben ihre Nachteile. Der Arbeitsrechner kann tendenziell noch die einfachste Geschichte sein, nur richtet sie sich wirklich nur an genügsame Menschen, und wenn Oma einen Brief auch ausdrucken möchte muss man entweder einen passenden Drucker noch haben, oder man steht vor dem Problem das der nagelneue Drucker weder den richtigen Anschluss noch Treiber besitzt.
Der Spielerechner ist auch eine sehr komplexe Geschichte. Man kann alte Spiele grob in 3 Kategorien teilen: Dos, 2D-Windows und 3D-Windows. Für die ersten beiden Spielekategorien bietet sich eine virtualisierte Umgebung, oder im Falle von Dos Spielen sogar ein Emulator an. Man spart sich so ein Gerät und das suchen nach spezieller kompatibler Hardware. Allerdings müssen die Lösungen bei echten 3D passen. Allerdings laufen die meisten 3D Spiele auch unter Windows XP und höher, nur eine Handvoll wie Need for Speed schafft hier keine 3D-Beschleunigung, hier ist aber die Frage ob sich der Aufwand für wenige Spiele lohnt, weil wenn ein Spiel auch auf einem aktuellen Rechner läuft, dann ist meist auch genug Leistung für Qualitätsverbesserung da. Zum Thema 3dfx-Glide: Hier gibt es Wrapper Programme, welche die Glide Befehle in OpenGL umwandeln.
Der Museumsrechner ist wirklich nur was für Enthusiasten. Mehr als einmal habe ich es probiert, mir meinen ersten selbstgekauften Rechner wieder zusammenzustellen, oder einen richtig schönen 286er hinzustellen. Das Problem ist meistens dieses: Es ist schön spannend alles zusammenzusuchen und zu verbauen. Steht der Rechner erst mal, so setzt er schnell Staub an. Die Einsatzzwecke sind doch sehr beschränkt.
Kommen wir zur letzten Kategorie, welche ich für mich gerade erst entdeckt habe. Kleinstserver. Was ist damit gemeint. In meinen Haushalt stehen etliche Rechner wir sind aber nur zu Zweit. Backups wurden auf USB-Festplatten gepackt und die Treiber für die ganzen Geräte lagen alle auf dem Hauptrechner. Als ich zu Vista wechselte konnten ältere Clients hier nicht mehr zugreifen (Sicherheitsproblem), außerdem war der Wunsch nach einen stromsparenden Rechner vorhanden, der langwierige Downloads durchführen konnte (Win 7 Beta: 48h). Letztendlich landete ich beim Sockel 370 Pentium 3 / Celerons. Insbesondere weil es hier schöne Hauptplatinen mit Onboard Grafik und Onboard Netzwerk gibt. Jetzt kommt der Clue: Durch Aufwecken per Lan und beenden via Lan (alles per selbstgeschrieben Tool "Netzschalter") habe ich mir so eine Art Super-Nas geschaffen. Also eine Festplatte im Netz erreichbar gemacht, aber mit dem Vorteil das man sie nur einschaltet, wenn man sie braucht.
Eine weitere Serverart die ich dabei für mich entdeckt habe, ist das Internetradio. Ein wirklich alter Rechner und Winamp reichen völlig um Musik aus dem Netz zu fischen, kompliziert wird es allerdings wenn man die ganze Sache schnurlos halten will. Siehe Netzwerk.
Das bringt einen Schnell auf das Thema: Wie viel Leistung brauche ich auf welcher Plattform und was ist es mir Wert. Das tragische an alten Computern ist, dass meist für denselben Einsatz (meist nahe Null) ein deutlich schnellerer Computer zu haben ist und aufrüsten selten sinnvoll ist.
Beispiel: Wir haben einen 33 MHz 486er und nur 8 MB Hauptspeicher aus SIMM Modulen. Es ist uns zu langsam. Man könnte jetzt versuchen einen schnelleren Prozessor und mehr RAM zu besorgen, die benötigten Teile sind aber seltener und daher schwer zu finden oder teurer. Man könnte daher sagen ich tausch die Platine gleich komplett und nehme eine mit einer anderen Speicherart. Bleibt man beim 486er oder geht gleich auf einen Pentium, oder gar Pentium MMX oder geht gleich den Schritt weiter und besorgt einen komplett anderen Rechner mit Pentium 3. Ein Dilemma. Hat doch ein Pentium 3 nicht mehr mit der ursprünglichen Maschine gemein, bietet mir doch aber so viel mehr Möglichkeiten. Mein Tipp wäre sich zu entscheiden, ob man einen "kultigen" Museumsrechner erhalten möchte, oder eine bestimmte Aufgabe lösen möchte.
Zudem sollte man das Budget klein halten. Für 50 Euro bekommt man im Gebrauchtcomputerhandel bereits erstaunliche Rechner der 3000+/3.000 MHz Klasse (Ende 2009). Da wird es schnell unwirtschaftlich eine neue Platine für einen Rechner zu kaufen oder besonders große Arbeitsspeichermodule zu finden.
Bisher war die Rede vor allem von normalen Standrechnern. Diese sind meistens zu festen Spezifikationen kompatibel und die Bauteile sind leicht austauschbar. Abstriche muss man hier bei Workstations und Rechnern von großen Systemherstellern machen, insbesondere wenn diese ins kompaktere gehen. Meist bilden diese Geräte eine "Barebone"-Basis, d.h. die Hauptplatine passt nur in dieses Gehäuse und ist nur innerhalb der Serie austauschbar, man kann nicht frei wählen. Manchmal ist dazu auch die Stromversorgung angepasst, bei den Steckern wie auch den Ausmaßen des Netzteils. Man sollte sich dem zumindest bewusst sein, das diese teilweise wirklich schönen Computer schnell bei einem Defekt ein wirtschaftlicher Totalschaden sind.
Gleiches gilt auch bei Laptops, zumal man hier eh meist nur auf das Austauschen von Arbeitsspeicher und Festplatte eingeschränkt ist. Mit Ausnahme der sehr frühen Modelle ist auch das Optische Laufwerk austauschbar, aber steckt es häufig in herstellerspezifischen Gehäusen oder ist mit anderen Blenden versehen. Ein weiterer Kritikpunkt ist bei den meisten Laptops die BIOS Batterie. Selten normale Batterie, häufig seltsame Akkupacks, die nur schwer zu besorgen sind.
Server sind eine Sache für sich. Es hat was für sich ein Gerät zu besitzen das mehrere CPUs hat und mal zig-zehntausend Mark gekostet hat. Aber unter objektiven Gesichtspunkten sind diese Geräte vor allem laut, schwer, Stromfresser und Ersatzteile extrem schwer zu besorgen. Dazu sind die Geräte der ersten Xeon und AMD Sockel A Klassen so ziemlich allen Billigrechnern von heute in der Leistung unterlegen. Man sollte sich sehr genau überlegen ob man so ein Gerät möchte.
Es gibt Hardware die es sich kaum noch lohnt in Betrieb zu setzen, und selbst der harte Bastler überlegen sollte, ob er Zeit darin investiert. Aber eine objektive Liste kann man erstellen, persönlich würde ich keine ISDN/Modem Technik, keine Röhrenbildschirme, CD Laufwerke oder Noname Soundkarten mehr annehmen. Auch alles im AT Format neuer als 486er und vor Allem vom 0815 Hersteller würde mich kaum noch reizen. Auch habe ich mit nicht x86 Technik mal experimentiert, so zum Beispiel mit einem iMac. Hier merkt man schnell das die gesamte Plattform ausgestorben ist (in dem Fall G3 CPUs) und man wirklich nicht sehr weit kommt.
Wer sich trotzdem mal grob informieren möchte, was der Schrott mal gekostet hat, ich habe in den Downloads Preislisten von 1986-2002 deponiert.
Wo bekommt man alte Hardware nun her? Zum einen über die klassische Internetauktion, wobei hier häufig die Portokosten über den Auktionsbetrag liegen, wobei natürlich seltenere und gefragtere Teile manchmal für gutes Geld weggehen. Gerade Teile für echte klassische IBM Computer haben Sammlerkreise. Es lohnt sich auch mal Kleinanzeigen aufzugeben oder zu durchstöbern, entweder Offline oder im Netz. Im Forum haben sich einige Mitglieder als klassische Tombraider schon wahre Schätze zu eigen gemacht. Sprich sie suchen auf dem Wertstoffhof nach nützlichem. Allerdings haben die meisten Gemeinden da etwas gegen, Elektroschrott ist eine wertvolle Handelsware, geschreddert und geschmolzen lassen sich dort viele Edelmetalle zurückgewinnen, von Kupfer über Gold bis hin zu Platin. Wenn man selbst Elektroschrott über hat, sollte man sie aber auch in diese kommunalen Sammelstellen bringen. Es ist in Haushaltsmengen kostenfrei. Wertstoffe gelangen wieder in den Recyclingkreis und Giftstoffe werden nicht einfach via Mülltonne verschickt.
Das es sich lohnt mal zu schauen was andere wegwerfen, habe ich selber bei der Einführung der "Orangene Box" der Berliner Stadtreinigung gemerkt, diese Tonne für Kleinmengen Sperrmüll nutzte ein Nachbar prompt, um einen Barebone eines Discounter Rechners aus dem Jahr 2003 loszuwerden. Ein Athlon XP 2600+ ist meiner Meinung nach aber ein schöner Fund, zeigt aber auch auf, wie der Wertverlust von Computerhardware rassant geschieht, und das es schnell unwirtschaftlich wird, einen älteren Rechner aufzurüsten. Update 2012: Inzwischen lag letztes Jahr auch ein Athlon 64 3700+ und ein Pentium 4 650 (3.4 GHz) in der Tonne.