Assistenten sind in Microsoft Bob enthalten. Einige Anwendungen bringen weitere mit.
BOB ist der Versuch von Microsoft im Jahre 1995 eine Oberfläche für Windows (3.1x oder Win95) zu erschaffen, die extrem einfach zu bedienen sein soll. Der Codename für die neue Oberfläche war übrigens Utopia, sie wurde vor BOB schon einmal in einen Kinderschreibprogramm namens Creative Writer eingebaut. In den ersten 6 Monaten wurde BOB etwa 30.000-mal verkauft, sicher hatte Gateway mit seinen OEM Versionen einen größeren Anteil. Um es zu verdeutlichen: Windows 3.1 wurde in den ersten 2 Monaten 3.000.000-mal verkauft, Windows 95 in den ersten 3 Monaten 45.000.000-mal.
Das ganze floppte also komplett und ich bin nicht ganz sicher ob es hierzulande überhaupt herauskam, geplant war es für Mitte 1996. Übrigens wurde die verantwortliche Entwicklerin nicht gefeuert, es wurde Bill Gates zukünftige (Ex-)Ehefrau: Melinda Gates, damals noch French.
Um das Prinzip von BOB näher kennen zu lernen, hab ich ein kleines 20-teiliges "Lernprogramm" erstellt einfach starten und BOB näher kennen lernen.
Die BOB-Programme laufen auch nur unter BOB, versucht man man sie unter Windows zu starten, während BOB nicht läuft, so bekommt man die Fehlermeldung, dass man erst BOB starten solle um das Programm nutzen zu können. Ein Grußkartendesigner als Add-On für Bob wurde auf der ersten Version der OEM Ausgabe von Windows 95 in den USA in Rahmen einer selbstablaufenden Demo zu Bob beworben.
Der Support endete am 01.07.1999.
Das Stichwort hieß "Social-Interface". Um dies zu realisieren gab es statt eines Programm-Managers ein Haus! Um mit diesen zu arbeiten musste man es erst mal betreten, also passiert die Anmeldung, vor der Haustür. Um sich anzumelden muss man nicht eine Tastenkombination, wie bei NT drücken, sondern anklopfen.
Nach dem Anmelden landet man im Haus. Das Haus besteht aus mehreren Räumen. Die Räume können einem speziellen Benutzer zugeordnet sein, oder für alle öffentlich. Besucher sehen nur die öffentlichen. Alle Räume bestehen aus einem einzelnen Bildschirm. Am unteren rechten Rand sitzt der Assistent und gibt Hinweise zur Interaktion, bzw bietet verschiedene Optionen an. Wem ihm langweilig ist, fängt er auch an zu spielen.
Im Raum selbst stehen verschiene Objekte, diese können rein dekorativ sein, oder eine Verknüpfung mit einem Programm sein. Ob ein Objekt eine Verknüpfung ist, sieht man nur durch drücken der "F1"-Taste. In der Regel wählt man ein passendes Objekt, ein Kalender startet den Kalender, man kann aber auch ein zeitungslesendes Pferd zum Kalender machen. Manche Objekte sind auch animiert, die Uhr zeigt immer die aktuelle Uhrzeit, ein Kaminfeuer loddert. Objekte lassen sich mit Linksklick einfach verschieben, das erlaubt auch ein Stapeln der Objeke, so ist im Standardwohnzimmer hinter dem Kalender eine Tür zum Safe versteckt.
Ein Objekt kann auch ein beliebiges Programm für Windows starten, in dem man diesen Programm eine bestimmte Datei als Parameter vorgibt, kann man so auch bestimmte Dateien als Objekt direkt starten.
Ein Haus kann aus beliebigen Räumen bestehen, man kann Türen anlegen, welche entweder eine Auswahl der Räume anzeigen, oder direkt auf einen Raum vorfestgelegt sind. letzteres lassen sich durch Doppelklick schneller betreten. Mit Rechtsklick kann man Objekte im Raum per Kontextmenü bearbeiten.
Als Benutzer kann man dabei auch noch einen Stil der Räume festlegen, wobei es dem Nutzer überlassen ist einzelne Räume oder alle danach zu gestalten. Ausnahmen sind der Safe, das Mäuseloch und Draußen. Diese sind immer gleich.
Folgende Raumarten und Stile gibt es:
Die mit * markierten Stile finden sich nur in der 1.00a Gateway Ausgabe
Zu allem Überfluß kann man auch eine Aussicht einstellen, diese dient als Hintergrund, falls der Raum ein oder mehrere Fenster besitzt.
Folgende Aussichten gibt es, hier am Beispiel des Raum Outside:
Die mit * markierten Aussichten finden sich nur in der 1.00a Gateway Ausgabe
Die ganze Zeit auf den Fersen ist einem sein Persönlicher Assistent, er gibt Hinweise und ermöglicht weitere Optionen. Es gibt insgesamt 17 Stück, vom Dot (Roter Ball), über Rover bis zu einem Shakespeareverschnitt. Man kann auch einen unsichtbaren auswählen falls einen die anderen zu nervig sind. Jeder hat übrigens seinen eigenen Lebenslauf, einige Animationen und Sprüche:
Die mit * markierten Assistenten finden sich nur in der 1.00a Gateway Ausgabe, ** markierte sind eigentlich von Hilfsprogrammen. Alle Assistenten lassen sich nachinstallieren, in dem man ihre ACT-Datei in das Bob Verzeichnis actors
kopiert.
Einige Assistenten tauchen in verschiedenen Microsoft Produkten wieder auf, oder sind inspiriert. Berühmteste Zwillinge sind Rover, der Standardassistent unter MS-BOB, und Fredo, der Standardsuchassistent unter Windows XP - auch wenn Fredo deutlich dreidimensionaler wurde. In den US Ausgaben heißt der Hund auch unter XP Rover. Einige andere finden sich auch in Office wieder: Will, als Sir William in 97; Orby als Mutter Natur in 97-2003; The Dot als Hüpfer in 97-2003. Nach Ende von Office 2003 und XP war die Zeit der Microsoft Agent Assistenten auch vorbei. Legendär - berüchtigt? - wurde aber vor allem Clippy, auf deutsch Karl Klammer, welcher nur in Microsoft Office "half".
Beim msn Explorer gab es einen Smiley (Emotion), wenn man 8-| eingibt
erhält man einen
"Streber Smiley":
Des Weiteren werden einige Programme mitgeliefert, da wären vor allem ein paar Finanzprogramme, ein Adressbuch, ein Emailprogramm, ein Schreibprogramm und ein Quizspiel.
Das Schreibprogramm ist sehr einfach gehalten und bietet dem Anfänger mit wenigen Mausklicks die Möglichkeit schnell einen Brief mit grafischen Spielereien zu erstellen. Zu einigen Anlässen gibt es sogar schon Beispiel-Texte. Beim Umgang mit Briefen zeigt sich auch eine Eigenheit von Bob mit Daten. Die Briefe werden in einer Datenbank gespeichert und man kann entscheiden, ob nur man selbst, oder jeder darauf zugreifen kann. Man kann die Briefe aber auch als BDL-Datei auf Diskette (und nur Diskette) speichern, um sie auf einem Rechner mit Bob wieder zu öffnen. Man kann sie allerdings auch als TXT ohne Formatierungen auf dem Computer beliebig ablegen, um sie mit einem anderen Programm zu öffnen. Ferner öffnet das Schreibprogramm RTF Dateien.
Eins der Highlights ist der GeoSafari Quiz. Hier kann man geographische Fragen beantworten. Von Länder Afrikas bestimmen, über Sehenswürdigkeiten der Erde zuordnen, bis hin zu Flaggenraten. Dies ist sogar mit bis zu 4 Spielern gegeneinander Möglich! Im Bob Magazine wurden Erweiterungsdiksetten zum Thema Tiere und Wissenschaft beworben. Später gab es GeoSafari auch ohne Bob als Programm für Windows und Mac zu kaufen.
Es gibt auch noch ein paar Programme um sein Leben etwas besser zu organisieren, da wären eine Art Finanzberater, der einen zum Beispiel Tipps für den Autokauf gibt (was man den haben will..., vergleich von selbsteinzugebenen Modellen), eine Art Haushaltsmanager, der für einen sich merkt wer mit Putzen dran ist, oder von wem man welches Geschenk bekommen hat (nicht das man es wieder zurückschenkt).
Auch noch dabei ist ein Scheckheft, also ein Haushaltsplan, dieser wird von "Lexi" verwaltet, der einen zu Beginn mit Fragen löchert. So kann man etwa regelmäßige Ausgaben (Taschengeld, Zeitung, usw.) eintragen. Abgezogen wird das vom Vermögen das man mit sich herumträgt und vom Konto, letzteres konnte man auch elektronisch via BOB wohl bedienen. Eine Firma namens National Payment Clearinghouse bot diesen Dienst für 9,95 $ im Monat in den USA an.
Das letzte große Programm das bei BOB dabei ist, ist ein Mail Programm es funktionierte leider nur mit einer Adresse vom Anbieter MCI, der nur in Nordamerika tätig war. Die URL BOB.COM existiert auch nicht mehr als BOB Mailserver. Für $ 4,95 US erhielt jedes Familienmitglied eine eigene Emailadresse in Form einer Nummer. Empfangen war kostenlos, 15 ausgehende Nachrichten waren inkludiert, weitere kosteten Extra.
Aber wie installiert man ein Programm, ohne dass man eine Dateiverwaltung hat (Es sei den man benutzt den Dateimanager/Explorer von Windows)?
Dies ist ganz einfach! Man sagt einfach dem persönlichen Assistenten, dass man etwas hinzufügen (adden) möchte, und zwar irgendetwas von einer Diskette. Im nächsten Schritt sagt man dann noch welche Disk, z.B. Floppy, Festplattenordner oder CD-ROM, den überhaupt gemeint ist. Daraufhin sucht BOB im Verzeichnis nach Setup-Programmen, und findet Dateien wie "Setup.exe" oder auch nicht.
Nach einer letzten Frage wird das Setup Programm als einfaches Windowsprogramm außerhalb von BOB gestartet.
Ein nicht wirkliches BOB Programm ist das Backup-Programm, es scheint nach einer gewissen Zeit von selbst zu starten und speichert die benutzerdefinierten Einstellungen auf einem Verzeichnis der Festplatte. Das Programm empfielt sich für ein richtiges Backup auf Disketten ein spezielles Programm zu besorgen.
Es gibt quasi drei verschiedene Versionen. 1.00 enthält "nur" 12 Assistenten und 4 Stile. Version 1.00a enthält das wohl auch einzel erhältliche Bob Plus Paket. Damit stehen einem die zusätzliche 5 Assistenten, 6 Stile und weitere Objekte zur Verfügung. Die Gateway 2000 Version erweitert das ganze noch um einen weiteren Stil, der aber nicht für alle Räume verfügbar ist. Zusätzlich sind noch einige Objekte mehr dabei und auf der Tür steht "Gateway Edition".
Die Installation erfolgt wie jedes andere Windows Programme mittels Setupprogramm unter Windows. Man kann MS-BOB manuell starten, oder es direkt nach dem Windows Start automatisch laden lassen.
Wenn man es unter Windows 3.1x installiert sollte man schon einen stärkeren Rechner besitzen (was Win 3.1x Rechner oft nicht sind). Auf meinen 486 DX 4 100 mit 32 MB hat man schon gemerkt das das Programm ordentlich Speicher belegt, insbesondere Festplattenspeicher wird gut verbraucht (ca. 40 MB).
Installationstipp: Sollten nach der Installation (und Neustart von Windows) BOB und manche Programme von BOB nicht starten (manchmal vor allem unter Win95 der Fall) sollte man alle *.dll und *.vbx Dateien aus dem Stammverzeichnis von BOB (Standard: C:\MSBOB) in das Windows Verzeichnis kopieren.
Great Greatings ist das einzig bekannte Zusatzprogramm für Bob. Um es zu installieren, muss Bob im Hintergrund laufen. Eine Programmverknüpfung in Form einer Postkarte landet dann im Standardraum des momentan eingeloggten Benutzers.
Das Programm hilft dem Anwender „persönliche“ Grußkarten zu erstellen. Zur Auswahl stehen verschiedene Vorlagen zur Verfügung, garniert wird dies mit einigen Cliparts von den zwei Programmdisketten und einigen Beispieltexten. Es gibt keinen eigenen Assistenten. UVP waren $ 19,95 US bzw $ 29,95 CDN.
Auch in Bob steckt ein Easteregg. Entdeckt wurde es erst 2021 und der Finder hat im Netz auch den Weg seiner Suche ausführlich beschrieben. Dadurch ist uns es einfach die Liste zu finden. Man öffnet dafür den Financial Guide, in der Standardinstallation is tdas die Tasche mit dem Dollarzeichen. Nun wählt man eine beliebige Aktion, wie Buying a new Car, der Assistent wird nun einige Aktionen vorschlagen, dort wählt man Build a new list, welche man sogleich den Namen Rover's Awesome All‑Stars
gibt. Ein Klick auf Next öffnet dann die Liste.
Da MS-BOB nur in Nordamerika verkauft wurde und das auch nur sehr mäßig ist von der Einzelhandelsversion nicht viel bekannt. Die meisten Exemplare von MS-BOB werden als OEM Version auf CD-ROM vertrieben worden sein. Hierbei ist speziell Gateway als einer der OEM Kunden bekannt.
Im Zusammenhang zur Packung muss das Bob Magazine stehen. Es ist eine 32 seitige Broschüre, die einerseits grundlegendes zu Bob erklärt, andererseits einige Werbeantwortkarten für die kostenpflichtigen Dienste in Bob enthält.
In den Readme-Dateien gibt es Hinweise dass es MS-Bob als 3,5 Zoll Diskettensatz im typischen DMF Überformat gegeben hat. Es konnten auch 5,25 Zoll Disketten nachbestellt werden. Typischerweise trifft man aber CD-ROMs an, vor allem von Gateway.
Was soll man nun von MS-Bob halten? Es war auf jeden Fall exotisch und konnte sich am Markt nicht durchsetzen, es gilt galt als Flop. Offiziell ist nichts dazu geäußert worden, aber der Grund des Scheiterns könnte an mehreren Punkten liegen: Unklare Zielgruppe. Es kommt sehr cartoonig daher, hat aber zu viel Text um jetzt die Gruppe der Vorschulkinder abzuholen. Also könnte man an absolute PC Anfänger denken, die tendieren aber eher zu dem was auf in ihrem Umfeld genutzt wird. Sei es das Windows auf Arbeit, oder der Mac in der Familie. Zudem müssen die noch über eine finanzielle Hürde.
Der PC selber. Neue Einstiegsgeräte in den USA kosten 1500-2000 $. Für dieses Geld bekam man allerdings spartanische Kisten mit 8 MB Arbeitsspeicher. Zufällig das Minimum der Anforderung von Bob. Was auch damals schon wirklich wenig war, wenn man bedenkt, dass davon DOS, Windows 3.1, Bob und evtl. noch ein Programm darüber gestartet werden soll. Geräte mit 16 MB Speicher waren dann schon ab 2500 $ zu bekommen, was dem unsicheren Einsteiger evtl. doch zur Konkurrenz von gebrauchten (Heim-)Computern brachte. Daneben das klassische Henne-Ei-Problem. Bob war nicht verbreitet, also gab es, bis auf eins, kein weiteres Programm dafür. Also hatte man immer einen Bruch, wenn man ein Programm, jenseits der mitgelieferten, benutzen wollte. Damit hatte man dann am Ende doch mit allen Problemen von richtigen Anwendungen zu kämpfen: Installation, Dateisystem, Fensterverwaltung etc.
Bob kam auch einfach zum falschen Zeitpunkt. Windows 95 war schon als große Neuerung angekündigt und erschien dann auch bald. Es versprach sowieso eine einfache Oberfläche. Und letztlich ist es für den Anfänger auch egal, ob er sich in Bob einarbeiten muss, oder in Windows 95. Wobei es für letzteres eh eine ganze Industrie an Lernprogrammen und Hilfen entstand. Unter Windows 95 verschärfte sich dann auch das Speicherproblem zusätzlich, 8 MB waren für das Betriebssystem selbst schon unterer Rand.
Zu guter Letzt: Es skaliert nicht mit dem Anwender. Es bleibt immer auf einen Anfängerlevel, es existieren kaum Shortcuts oder andere Abkürzungen. Man schaut die immer selben Animationen an und kann diese nicht unterbrechen. Dadurch fühlt sich Bob noch langsamer an.
Manchmal wird Bob als der größte Flop gehandelt, dass ist aber wohl Quatsch. Es erschien in der Home Reihe von Microsoft, diese war reich an Softwareprodukten, die mit mal die Nische bediente, manchmal auch durch schräge Optik auf spitze Zielgruppen (häufig Kinder) zugeschnitten wurde. Darüber hinaus wird Code geteilt worden sein. Auch Bobs Email Programm nutzt PST Dateien, der Creative Writer hat Änhlichkeiten zu Bobs Letter Writer, die Assistenten kehrten in Office zurück und selbst Comic Sans soll mal für Bob Entwickelt aber dann anderswo genutzt worden sein. Microsoft hat sicherlich andere Flops mit deutlich mehr Kapitalverlust in der Vita. Erinnert sich jemand noch an Windows Phone?
Versteckte Entwicklerliste in der Finanzplanung.
Selbstablaufende Werbeanwendung aus der Zeit.